Im nahezu undurchdringlichen Dschungel des zentralindischen Bundesstaats Madhya Pradesh stand der britische Offízier T. S. Burt im Jahr 1833 vor einem ungewöhnlichen Hindutempel. Ungewöhnlich deshalb, weil die mehr als tausend Jahre alten Reliefs an den Wänden Tänzerinnen, Göttinnen und Fabeltiere darstellten. Und vor allem Paare beim freizügigen Liebesakt. Die Tempelstadt Khajuraho zählt heute zu jenen Sehenswürdigkeiten Indiens, die sich nach dem Taj Mahal eines besonders grossen Besucherzuspruchs erfreuen. Dies sind die Zeugnisse aus der Blütezeit des kriegerischen Rajputen-Stammes Chandelas. Die gewaltigen Tempel aus Sandstein gelten als die besten Beispiele der legendären indischen Sakralbau-Architektur. Die Reliefs wirken dabei auf die Besucher sinnlich und zeremoniell zugleich. Und sie sind von einer verblüffenden Lebendigkeit.